Bioplan - Forschung, Planung, Beratung, Umsetzung

Wiesenvögel am badischen Oberrhein

Wie­sen­vö­gel, wie der Gro­ße Brach­vo­gel, die Be­kas­si­ne oder der Kie­bitz, zäh­len zu den ge­fähr­det­sten Vo­gelar­ten bei uns. Alle drei Arten ste­hen in Baden-Württemberg vor dem Aus­ster­ben.

Dr. Mar­tin Bo­schert ar­bei­tet seit 1986 über die­ größ­te ein­hei­mi­sche Wiesenbrüterart, den Großen Brachvogel. Da­bei stan­den an­wen­dungs­be­zo­ge­ne For­schung und die Um­set­zung de­ren Er­geb­nis­se im­mer im Vor­der­grund. Ein Nut­zungs­ma­na­ge­ment in­klu­si­ve Ge­le­ge­schutz­maß­nah­men ge­hört da­bei zum Maß­nah­men­ka­ta­log bei Wie­sen­brü­tern, u.a. auch beim Gro­ßen Brach­vo­gel. Auch in den Brut­ge­bie­ten am ba­di­schen Oberr­hein wur­den die­se Maß­nah­men seit Mit­te der 1980er Jah­re, wenn auch in un­ter­schied­li­cher In­ten­si­tät, in den ver­schie­de­nen Brut­ge­bie­ten durch­ge­führt. Auf­grund des an­hal­ten­den Be­stands­rück­gan­ges und des ge­rin­gen bzw. teil­wei­se aus­blei­ben­den Schlüpf- und Bru­ter­fol­ges er­wies es sich als be­son­ders dring­lich, zu­mal der ba­di­sche Oberr­hein über 90 % des ba­den-würt­tem­ber­gi­schen Brut­be­stan­des des Gro­ßen Brach­vo­gels be­her­bergt, die Ur­sa­chen hier­für zu fin­den und ver­schie­de­ne kurz­fri­stig um­setz­ba­re Maß­nah­men zum Ge­le­ge­schutz durch­zu­füh­ren – auch wenn der bis­her be­kann­te Kom­plex un­ter­schied­li­cher Ein­wir­kungs­fak­to­ren wei­ter­hin ei­nen Ein­fluss auf Le­bens­raum, Be­stand und Bru­ter­folg hat.

In ei­nem Pro­jekt der Stif­tung Na­tur­schutz­fonds Ba­den-Würt­tem­berg wur­den in den Jah­ren 2001 und 2002 der Ein­fluss ver­schie­de­ner Fak­to­ren (Brut­bio­lo­gie, land­wirt­schaft­li­che Ar­bei­ten, Wit­te­rung) un­ter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung von Beu­teg­rei­fern (beu­teg­rei­fen­de Säu­ger, Ra­ben­vö­gel) auf die Ge­le­ge des Gro­ßen Brach­vo­gels un­ter­sucht (sie­he http://www.naturschutz.landbw.de/servlet/is/67534/brachvogel.pdf). Aus den neu ge­won­ne­nen, na­tur­schutz­re­le­van­ten Er­geb­nis­sen wur­den Schutz­maß­nah­men for­mu­liert und in den Jah­ren dar­auf meh­re­re Schutz­stra­te­gi­en er­probt.

Seit 2005 wer­den Elek­trozäu­ne zum Schutz von Ge­le­gen ein­ge­setzt. Seit­her stieg der Schlüp­fer­folg deut­lich an, auch der Bru­ter­folg ver­bes­ser­te sich. Wei­ter­hin wir­ken al­ler­dings der bis­her be­kann­te Kom­plex un­ter­schied­li­cher Fak­to­ren auf Le­bens­raum, Be­stand und Bru­ter­folg ein. Seit 2011 wer­den zu­sätz­lich je­des Jahr auch Brach­vo­gel-Fa­mi­li­en auf ei­ner grö­ße­ren Flä­che ein­ge­zäunt. Der Ein­satz von Elek­trozäu­nen könnte dau­er­haft den Schlüpf- und Bru­ter­folg an­he­ben und zu­sam­men mit le­bens­raum­ver­bes­sern­den Maß­nah­men für ein Über­le­ben die­ser Schnep­fen­art sor­gen (siehe Vogelarte 56, 2018).

Für sei­ne lang­jäh­ri­gen an­ge­wand­ten For­schun­gen über den Gro­ßen Brach­vo­gel sowie die Um­set­zung der Er­geb­nis­se er­hielt Dr. Mar­tin Bo­schert ver­schie­de­ne Aus­zeich­nun­gen:

  • 2005 Wer­ner-Sun­kel-För­der­preis der Deut­schen Or­ni­tho­lo­gen-Ge­sell­schaft – DO-G (http://www.do-g.de)
  • 2006 Dr. Inge Jaff­ke-Preis für Vo­gel­schutz (http://www.vogelschutz-komitee.net)
  • 2006 An­er­ken­nung für be­son­de­re Ver­dien­ste um den Na­tur­schutz durch die Ge­sell­schaft für Na­tur­kun­de Würt­tem­berg.